Frag doch mal die Großeltern

Vier Jahre lang ging ich in eine Schule, die nahe an der Wohnung meiner Großmutter lag. Das hatte den großen Vorteil, dass ich 1-2mal die Woche statt Döner oder Schnitzelwecken in meiner Mittgaspause was Richtiges (und richtig Gutes!) zu essen bekam! Und meist auch das, was ich mir wünschte J

Der zweite Vorteil war: Neben dem Essen hatten wir natürlich auch immer Zeit zum Reden. Wir redeten über alles Mögliche, Aktuelles und Vergangenes und das war sehr schön.

Mich interessierten vor allem die Geschichten vom zweiten Weltkrieg, aber auch die Zeit danach, der Aufbau und das Leben in dieser Zeit, wie meine Großeltern sich kennenlernten, wie mein Vater als Jugendlicher war usw. Meine Oma war aufgrund ihres Alters ein wahrer Fundus an Geschichten und Erfahrungen von denen ich sehr profitierte.

Und sie selber? Sie profitierte auch, denn sie konnte in die Vergangenheit schweifen und es hörte jemand zu. Sie konnte erzählen von Ereignissen und gleichzeitig Erfahrungen an die nächste Generation weitergeben. Es war eine Win-win-Situation!

Ich möchte dich heute ermutigen, zum Hörer zu greifen (oder z.B. Skype) und einfach mal mit Oma oder Opa zu reden.

Vielleicht in einer Art Interview. Setz dich vor dem Gespräch einfach mal hin und schreib dir ein paar Fragen auf. Was wolltest du schon immer mal über Oma und Opa wissen? Was interessiert dich an ihnen?  Du wirst sehen, es wird nicht langweilig werden und du wirst einiges erfahren, das auch dir weiterhelfen kann.

Ein paar Tipps was auf deiner Liste stehen könnte:

  • Wie war die Schule zur Zeit deiner Großeltern? (Fächer, Schulgebäude, Stundenplan, Lehrer etc.)
  • Wie war das Leben als Teenager damals? (Verhältnis zu Eltern, abends ausgehen dürfen, erste Liebe/ erster Kuss usw.)
  • Wie sah die Freizeit aus? (Vereine, Kirche, Partys, Urlaub, wieviel Zeit hatte man?)
  • Welche besonderen politischen oder anderen Ereignisse sind passiert, als sie noch Teenager waren?
  • Welche Krisen haben sie den in ihrem Leben schon überstanden (persönliche, gesellschaftliche, politische, wirtschaftliche)
  • Wie haben die Großeltern eigentlich ohne Smartphone und Internet kommuniziert? (mit Freunden, wenn sie verliebt waren usw.)
  • Wie waren eure Eltern als Jugendliche? (da gibt es bestimmt so manche Geschichte J )
  • Ihr Glaube. Glauben sie? Und wie kam es dazu, dass sie glauben oder nicht glauben? Welche  Erfahrungen haben sie mit Gott gemacht? (oder nicht gemacht?)

Das sind nur einige Gedanken, dir werden selbst bestimmt genügend Fragen einfallen. Denk immer daran: deine Großeltern müssen dir nicht alles sagen, aber sie werden dir bestimmt viel zu erzählen haben.

Markus Röcker