Ich finde so spannend, sich Worte genau anzuschauen. Heute das Wort Wertschätzung. Wert – Schätzung.

Wenn ich einem Menschen Wertschätzung gegenüber bringe, dann sagt das Wort schlicht und einfach, ich schätze den Wert des Menschen. Wenn ich zum Beispiel in die Sportwelt schaue, begegnet mir diese Praxis an jeder Ecke. Bei Spielertransfers, bei Verletzungen und bei Medaillenspiegeln. Sobald ein Mensch bestimmte Leistungen erbringt, steigt sein Wert. Sobald er verletzt ausfällt oder nicht mehr die gewünschte Leistung bringt, fällt sein Wert. So wird im Sport Tag für Tag der Wert von Menschen geschätzt, über Zuschüsse und Sponsorenverträge entschieden und ich habe heute eine Frage an dich: Wo schätzt du eigentlich im Alltag den Wert von Menschen?

Was muss ein Mensch leisten, dass er dazu gehört?

Wo muss ein Mensch dir immer wieder beweisen, dass er es „wert“ ist?

Was denkst du über Menschen, die von anderen oder von der Gesellschaft als nicht so wertvoll erachtet werden wie andere?

Ist es nicht so, dass wir uns daran gewöhnt haben, dass es Menschen gibt, die mehr wert sind, als andere. Sie haben die besser bezahlten Jobs, sehen aus wie direkt vom Laufsteg, haben ein riesiges soziales Umfeld und einen IQ, der weit über dem Durchschnitt liegt. Knallharte Realität. Knallharte Wert-Schätzung.

Wenn wir ernst nehmen, was die Bibel über uns Menschen sagt, wird unsere Praxis, Menschen nach ihrem Wert zu schätzen krass hinterfragt:

Denn du hast meine Nieren bereitet und hast mich gebildet im Mutterleibe. Ich danke dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. Es war dir mein Gebein nicht verborgen, als ich im Verborgenen gemacht wurde, als ich gebildet wurde unten in der Erde. Deine Augen sahen mich, als ich noch nicht bereitet war, und alle Tage waren in dein Buch geschrieben, die noch werden sollten und von denn keiner da war.“  Psalm 139.

Gott setzt einen anderen Maßstab an, wenn es um den Wert eines Menschen geht. „Wunderbar gemacht“. Jeder Mensch. Du, ich und unser Nächster. Ein Wunder.

Einer der bewegendsten Filme, die ich die letzten Jahre gesehen habe, handelt vom kleinen Jungen Auggie Pullman: „Wunder“. Er sieht nicht aus wie die anderen Kinder in der Schule und muss die harte Lektion lernen, wie wir Menschen oft den Wert von anderen Menschen schätzen.

Ich will nicht spoilern (vielleicht ist der Film ja heute eine coole Idee für einen Filmabend), deswegen nur so viel.

Am Ende des Filmes gibt uns Auggie etwas mit auf den Weg:

„Maybe that’s kind of a point. Maybe the truth is; I’m really not so ordinary. Even if other people are thinking it, we know it: no one is ordinary, but everyone deserves a standing ovation, at least once in life.“

Das ist der Punkt. Ich wünsche mir, dass wir so mit den Menschen umgehen, die uns täglich begegnen.

Dass wir sie sehen als Menschen, die vielleicht nicht außergewöhnlich sind, aber die mindestens einmal, eigentlich immer eine Standing Ovation verdient haben.

Dafür dass sie sind, wie sie sind: Eltern, Geschwister, Freunde, Mitschüler, Lehrer, Chefs, Kollegen, Nachbarn.

Sie sind es in Gottes Augen wert. Du bist es auch. Schätzt du das wert?

Lukas Ulmer